Das Spitzmaulnashorn

Nashornschutz in Namibia

In den 70er und 80er Jahren wurden auch in Namibia zahlreiche Schwarze Nashörner (Spitzmaulnashörner) gewildert. Vernichtende Dürreperioden hatten den einheimischen Völkern der Herero, Himba und Damara Vieh und Nahrungsgrundlagen genommen, als von den 1970er Jahren an gleichzeitig Schmuggler in die Gegend kamen und einfache Hilfe anboten: Geld und Essen für Hörner und Elfenbein.

Die Naturschutzbehörde MET (Mi­nisterium für Umweltschutz und Tourismus/Ministry of Environment and Tourism) traf Ende der 80er Jahre die drastische Entscheidung: einen großen Teil der grauen Riesen zu enthornen, um sie für die Wilderer unattraktiv zu machen. Die Bevölkerung wurde über den enormen Wert der Tiere aufgeklärt, der Nashorntourismus beworben, alle Schwarzen Nashörner Namibias zum Staatseigentum und nationalen Erbe erklärt. Weiße Nashörner befinden sich ebenfalls im Besitz des Staates, dürfen aber auch noch im Privatbesitz gehalten werden.

Mit viel finanziellem Aufwand hat die namibische Regierung in Zusammenarbeit mit dem seit 30 Jahren aktiven »Save The Rhino Trust« (STRT) einzelne Zuchtgruppen der extrem vom Aussterben bedrohten Spitzmaulnashörner in die Obhut privater Farmen und kommunale Wildschutzgebiete umgesiedelt. In diesen sogenannten Hegegebieten bewachen Wildhüter und Farmer die wertvollen Tiere. Durch nachhaltiges Management dieser einzelnen Nashorngruppen konnte sich die Zahl der schwarzen Nashörner in Namibia etwas erholen. Die Spitzmaulnashorn-Population insgesamt wuchs von etwa 1.120 Tieren im Jahr 2000 auf etwa 1.700 Tiere in 2010. In den 1960er Jahren waren es nur noch 67! Heute arbeiten die Kinder der alten Wilderer beim STRT als Kellner, Wild-Führer oder sogar Manager, eine junge Generation, die von den ehemaligen Wilderern ausgebildet wurde.

Doch angesichts der ausufernden, international organisierten Wilderei in Südafrika fürchtet Namibias Naturschutzbehörde nun auch um die Sicherheit dieser in privaten und kommunalen Wildschutzgebieten lebenden Nashörner. Die namibischen Behörden haben sich auf diese Entwicklung mit viel Aufwand vorbereitet. Das MET unterhält eine eigene Abteilung, die den Nashorn Bestand fortlaufend überwacht und kontrolliert. Dazu gehört neben der Ausstattung von Nashörnern mit Sendern und regelmäßigen Wildzählungen auch die Ausstattung von Wasserlöchern mit Wildkameras. Diese Digitalkameras sind mit einem Bewegungsmelder ausgestattet und lösen aus, wenn Nashörner an die Wasserlöcher zum Trinken kommen. Die Qualität der Aufnahmen ist so gut, dass die Rhinos individuell iden­tifiziert werden können. Sie geben zudem Aufschluss über den körperlichen Zustand der Tiere.

Es existiert weiterhin ein breit angelegter Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen dem Ministerium für Umweltschutz und Tourismus (Ministry of Environment and Tourism/MET) und internationalen Experten sowie international agieren­den Ermittlungsbehörden. Mitte Mai 2011 hat das MET eine Notrufnummer veröffentlicht, die rund um die Uhr jedermann zur Verfügung steht, der über Nashornwilderei etwas mitteilen möchte, auch per SMS.

Nashörner im Erongo

Bis 1972 lebten auch im Erongo Gebirge Spitzmaulnashörner in freier Wildbahn. Aus Sorge vor Wilddieben hat man die damaligen Restbestände eingefangen und in südafrikanische Nationalparks umgesiedelt.

Vor etwa 10 Jahren fanden sich Grundeigentümer im Erongo Gebirge zur Organisation »Erongo Mountain Nature Conservancy« zusammen, um aus diesem einzigartigen Areal ein Schutzgebiet für bedrohte und seltene Tierarten zu machen und ehemals hier heimische Wildarten wieder anzusiedeln. Kudu, Oryxantilope, Hartmann's Bergzebra, Springbock, Klippspringer, Damara Dik-Dik, Kronenducker, Steinböckchen, Warzenschwein, Erdwolf, Löffelhund, Gepard, Strauß und in einigen Bereichen auch Eland, Hartebeest und Giraffen sind noch im Schutzgebiet zu finden, die Bestände an Leoparden und Schabrackenhyänen wurden stabilisiert und selbst Elefanten gehören zum immer häufiger werdenden Wechselwild.

Nach 34 Jahren wurden im Erongo Gebirge – geschützt durch einen Wildzaun – auch wieder Spitzmaulnashörner angesiedelt. Das Anliegen der Initiative »Erongo Mountain Rhino Sanctuary Trust« ist es, den Lebensraum der wieder angesiedelten Spitzmaulnashörner innerhalb des Gebietes der »Erongo Mountain Nature Conservancy« zu schützen und deren Population zu vergrößern. Der Begriff »Trust« ist als »Treuhänderschaft« zu verstehen, da im Rahmen der staatlichen namibianischen Naturschutzprogramme das Black Rhino namibiaweit Eigentum des Staates ist und nicht privat erworben werden kann.

Daraus ergehen entsprechende Vorgaben und Richtlinien der Naturschutzbehörde MET, die der »Erongo Mountain Rhino Sanctuary Trust« als formaler Vertragspartner verantwortet. Das Programm hat die Population von zunächst 4 Bullen unterschiedlichen Alters und 2 weiblichen Tiere im Erongo stabilisieren können, mittlerweile gibt es 15 Nashörner im Erongo. Insgesamt reicht der Lebensraum im Schutzgebiet des Erongo Gebirges für bis zu 80 Tiere.